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Samstag, 30. November 2024 Mediadaten
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Am Dachstuhl eines Neubaus: In luftiger Höhe arbeiten Auszubildender Jonathan Rempel (links) und Geselle Matthias Sippel mit Fichtenholz und bauen auch für die effiziente Dämmung des Daches Holzfaserdämmplatten ein.

Kreis Höxter/Borlinghausen (red). Beim Richtfest eines Hauses geben sie die Hauptdarsteller auf der Dachbühne: In der auffälligen traditionellen schwarz-weißen Kluft gekleidet und mit breitkrempigem Hut ausgestattet, befestigen sie Bäumchen, den Richtkranz oder die Richtkrone am Dachfirst, halten den Richtspruch und manchmal auch eine launige Rede. Doch da oben stehen keine eingeladenen Schauspieler, sondern echte Handwerks-Experten, die vor allem für das Bauen und Sanieren in Zeiten der Energiewende gefragt sind wie nie.

Denn das biblische Bauhandwerk des Zimmerers, das einst Jesus in Nazareth erlernte, floriert - ganz gleich, ob Dachstühle oder Häuser gebaut, Fachwerkfassaden restauriert, Altbauten energetisch saniert, Außenwände verkleidet oder Garagen und Carports konstruiert und aufgebaut werden. Bevorzugte Materialien sind stets Holz und andere ökologische Baustoffe, die als nachhaltig und verwertbar gelten.

Nachfrage steigt

Dieser aktive Klimaschutz kommt an – bei vielen Kundinnen und Kunden in der Region, aber auch bei jugendlichen Berufsanfängern, die das Arbeiten in luftiger Höhe nicht abschreckt. Und die Ausbildungssituation im Kreis Höxter im Zimmererhandwerk ist verglichen mit anderen Gewerken nicht die schlechteste: In den 22 Ausbildungsbetrieben der Innung lernen zurzeit 39 junge Leute das geschichtsträchtige Handwerk, das viel Wissen verlangt.

„Über mangelnde Nachfrage können wir uns nicht beschweren“, bestätigt Zimmerermeister Alex Rempel aus Borlinghausen und ergänzt: „Unser Beruf hat doch schon eine gewisse Faszination, durch die Vielseitigkeit des Naturmaterials Holz, durch die besonderen Werkzeuge und natürlich auch durch die Tradition und die Kluft.“ Viele Schüler und Schülerinnen schnupperten beim Ferienjob oder durch ein Praktikum in den Beruf hinein, und einige entschieden sich dann, eine Ausbildung, beispielsweise im „freundlichen Team“ von Holzbau Rempel, zu beginnen.

Engagierte junge Leute

Seit 2010 ist Alex Rempel, der übrigens auch als Botschafter für die Region plus X des Kreises Höxter wirbt, mit seinem Unternehmen in der kleinen Ortschaft Borlinghausen selbständig, und 18 Lehrlinge haben seitdem eine fundierte Ausbildung bei ihm erhalten. „Und davon war der überwiegende Teil richtig gut, richtig aktiv und richtig motiviert.“ Das Klischee von faulen und respektlosen Jugendlichen kann der 40-jährige Firmenchef nicht bestätigen. „Ich kann mich überhaupt nicht über die jungen Leute beschweren, jene, die zu mir kommen, haben alle Freude an der Ausbildung“. Es käme auch darauf an, wie man mit den jungen Menschen umgeht. Übrigens: Frauen interessieren sich zwar für den Job, schrecken dann aber meist vor einer Ausbildung zurück. „Weil es wohl doch körperlich zu anstrengend ist“, vermutet Rempel.

Zurzeit sind drei Auszubildende bei Zimmerermeister Rempel aktiv. Einer davon ist Sohn Jonathan, der eigentlich zunächst Zweiradmechaniker werden wollte. Doch irgendwie schien dieser Berufswunsch dem 16-Jährigen nach der Schule und näherem Hinsehen nicht die rosige Zukunft zu versprechen. „Und da ich oft mit meinem Vater unterwegs war und die Arbeit mit dem Holz einfach schön fand, bin ich doch im Zimmererhandwerk gelandet“, berichtet Jonathan Rempel, der nun im ersten Lehrjahr lernt. Und der Papa ist begeistert: „Inzwischen ist Jonathan Feuer und Flamme für den Beruf, er steht jeden Morgen pünktlich um sieben Uhr auf der Matte und will loslegen.“

Entscheidung fürs Handwerk

Ebenfalls Feuer und Flamme für das Zimmererhandwerk ist Geselle Matthias Sippel. Der 26-jährige, der mit 14 bereits sein erstes Praktikum in der Zimmerei gemacht hatte, verfolgte erst andere Pläne: Nach dem Abitur begann er ein Studium des Bauingenieurswesens an Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe in Detmold. „Die Schulnoten haben gestimmt, und ich habe gedacht, warum nicht ein Studium dranhängen.“ Doch nach nur einem Semester war Schluss, Matthias Sippel warf das Handtuch und kehrte zurück – ins Zimmererhandwerk, in dem er schließlich seine Ausbildung absolvierte und wieder im Team von Alex Rempel landete. „Das Handwerkliche liegt mir einfach mehr, ich wollte etwas Praktisches machen, mit den Händen selbst etwas schaffen“, sagt der Geselle heute und fügt hinzu: „Meine Entscheidung habe ich nie bereut.“

Und Wind und Wetter verderben dem passionierten Zimmerer nicht die Laune: „Ich bin an der frischen Luft, stets in Bewegung und kann tatkräftig anpacken.“ Eine Karriere auf dem Bau hat Matthias Sippel trotzdem geplant – die Weiterbildung zum Meister gehört zum nächsten großen Ziel. „Und das ist ja das Schöne an unserem Handwerk: Den engagierten Zimmerern stehen nach der Ausbildung alle Türen offen“, sagt Alex Rempel.

Allrounder in Sachen Bau

Denn die Zimmerleute gelten heute als Allrounder, die weit mehr anbieten als nur den Dachstuhlbau. Viele Gebäude werden aus Holz gebaut, und auch bei Modernisierungen, Restaurierungen und Sanierungen, auch nach historischen Vorbildern, ist der Zimmerer ebenfalls ein gefragter Fachmann und Ansprechpartner für Bauherren und Architekten. Ob der Dachgaubenbau, der Einbau von Dachfenstern oder die Herstellung von Holzkonstruktionen für Wintergärten, Balkone oder Terrassen: „Unsere Klientel erwartet inzwischen in vielen Bereichen Komplettlösungen, so dass der Zimmerer kein passiver, sondern ein sehr aktiver Beruf ist, der sich stets weiterentwickelt“, betont Alex Rempel, der mit seinem Team künftig auch Photovoltaikanlagen aufs Dach bringt. Und von diesem handwerklichen Wissen könne man ein Leben lang zehren.

Steckbrief Zimmerer-Handwerk:

Voraussetzungen: Handwerkliches Geschick, Schwindelfreiheit, Teamfähigkeit, mathematisches und physikalisches Verständnis, räumliches Vorstellungsvermögen.

Schulbildung: Rechtlich ist keine bestimmte Schulbildung vorgeschrieben. In der Praxis nehmen die Betriebe meist Auszubildende mit mittlerem Schulabschluss oder Abitur.

Ausbildung: Die Ausbildung dauert in der Regel drei Jahre. Bei Hochschulreife und guten Noten in der Ausbildung kann auch verkürzt werden.

Aufgaben: Zu den Aufgaben des Zimmerers und der Zimmerinnen gehören Holzkonstruktionen und Holzbauten aller Art. Die Zimmerleute sind zuständig für den Entwurf, die Herstellung, Montage und Instandhaltung von Bauwerken und Bauwerksteilen. Sie errichten Dachstühle, bauen Treppen und Decken sowie komplizierte Betonschalungen. Die Herstellung von Fertighäusern, Schulen, Turnhallen, Kindergärten und industriellen Anlagen gewinnt zunehmend an Bedeutung sowie der Innenausbau mit Decken, Trennwänden, Böden und Verkleidungen. Außerdem arbeiten sie nicht nur mit Holz, sondern auch mit diversen Bauplatten, mit Sperr- und speziellen Dämmstoffen sowie mit Kunststoffen. Perspektiven: Der moderne Holzbau hat sich zu den innovativsten Bautechniken gemausert. Deshalb sind vielseitige und technisch versierte Zimmerleute in der Branche sehr gefragt. Nach der Meisterprüfung, die zur Selbständigkeit befähigt, lässt sich problemlos ein Studium, beispielsweise der Architektur, des Bauingenieurswesen oder auch der Betriebswirtschaft anschließen.

Weitere Informationen erteilt die Kreishandwerkerschaft Höxter-Warburg, Industriestraße 34, 33034 Brakel, Tel. 05272/3700-0 und unter www.kh-hx.de

Fotos: Kreishandwerkerschaft Höxter-Warburg/Stefan Köneke | GfW im Kreis Höxter mbH, Irina Jansen

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