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Sonntag, 24. November 2024 Mediadaten
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Besonders begeistert sind die drei Experten Bernd Schackers (v. l.), Ralf Haffke und Burkhard Beinlich von den naturnahen Teichen im Auengarten auf der Weserscholle, die auch nach der LGS erhalten bleiben sollen.

Höxter (red). Es ist schon ein besonderes Trio, das sich da auf den Weg über das Gelände der Landesgartenschau Höxter macht. Nein, es sind nicht die Drei von der Tankstelle, sondern die Drei mit dem „grünen Daumen“: Bernd Schackers, Burkhard Beinlich und Ralf Haffke hatten ein Auge darauf, dass die Planer und Bauarbeiter viel Rücksicht auf die Belange der Natur nahmen. Und das ist auch geglückt, finden die Fachleute.

Es summt und brummt im grünen Vorhang, der am Wall hier und dort dekorativ über der alten Stadtmauer hängt. „Alter Efeu blüht, wenn er nicht abgeschnitten wird, und ist eine tolle Insektenweide“, erklärt Bernd Schackers vom UIH Planungsbüro aus Höxter, der für die Bearbeitung von Naturschutzgutachten und die ökologische Baubegleitung der LGS verantwortlich war. Der Efeu durfte bleiben, genauso wie die alten Baumstümpfe und Wurzeln am Fuß des historischen Gemäuers.

In den drei ausgeschilderten Naturgartenfenstern wurde der ursprüngliche Bewuchs erhalten – Herzgespann, Osterluzei, „Guter Heinrich“, das Glaskraut oder die Weinbergstulpe. „Aktive des Naturkundlichen Vereins Egge-Weser haben die Arten schon vor drei Jahren rings um den Wall ausgegraben, eingesammelt und konzentriert an diesen drei Stellen wieder eingepflanzt“, erinnert sich Burkhard Beinlich, Vorstandsmitglied und langjähriger Leiter der Landschaftsstation im Kreis Höxter.

Auch um den schönen alten Baumbestand am Wall wurde vom Büro Reschke „herumgeplant“. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. „Obwohl hier gerade die Landesgartenschau läuft mit hunderttausenden Besuchern, sind hier viele Vögel und Fledermäuse unterwegs“, sagt Ralf Haffke, früher Leiter der Stadtgärtnerei Höxter und ausgewiesener Baumexperte. Kleiber, Gartenbaumläufer und Zwergfledermäuse hat er hier trotz des Trubels schon beobachtet.

Die Rechnung ist eigentlich ganz einfach: Viele Blüten, viele Insekten, viel fliegendes Volk in den Baumkronen. Und auch die neue Beleuchtung am Wall loben die Fachleute ganz ausdrücklich: „Die LED-Strahler sind eine deutliche Verbesserung für Fledermäuse und nachtfliegende Insekten.“ Weil sie ihr warmes Licht nicht in alle Richtungen strahlen, sondern ganz punktuell und gezielt auf die Wege gerichtet sind. Die alten Leuchten seien dagegen echte Todesfallen gewesen.

Auch die „Luftkur“, die zur Landesgartenschau den Bäumen am Berliner Platz verpasst wurde, zeigt deutlich Wirkung, freut sich Haffke. Dort, wo jetzt das Outdoorschach,  Tischtennisplatte und neue Sitzgelegenheiten zu finden sind, gab es nämlich umfangreiche Wurzelbelüftungsmaßnahmen. Dazu wurden jeweils 50 bis 60 Löcher rings um die einzelnen Bäume in den Boden gemacht, die verdichtete Erde wurde mit Pressluft aufgesprengt und über eine Lanze spezielle Nährstoffe zugeführt. „Die Bäume hier sind richtig schön belaubt, man kann gut erkennen, wie gut, dass denen getan hat.“

Weiter geht es zur Weser. Den nächsten Stopp legt unser Trio beim „Walk on the wilde side“ an den militärischen Rampen ein, die von den Bundeswehr-Pionieren und dem Wasserübungsplatz gegenüber stammen. Die Pflasterflächen sind zur LGS nicht verschwunden. Obwohl sie so unansehnlich scheinen, haben sie nämlich einen hohen ökologischen Wert. „Hier in den Fugen haben unscheinbare Pflanzen wie das Echte Eisenkraut oder das kleine Flohkraut eine Chance, die anderswo verdrängt werden“, erklärt Landschaftsplaner Bernd Schackers.  Gefährdete, konkurrenzschwache Arten, die auf der Vorwarn- und Roten Liste stehen.

Wie schon am Wall findet unser Trio anerkennende Worte für die standortgerechte Pflanzenauswahl in den Staudenflächen am Flussufer. Dass die Brombeerbüsche als wertvoller Lebensraum am Bahndamm erhalten blieben, darüber seien Singvögel wie Grasmücken oder die Nachtigall froh. Richtig ins Schwärmen kommen sie beim neuen offiziellen Zauneidechsen-Habitat am Weserufer, erkennbar an scheinbar wahllos an der Böschung liegendem Treibholz in steinig-kiesig-sandigem Grund.  Von der Grube bis zum Hafenbecken hat das UIH Planungsbüro die Zauneidechsen zu ihrem eigenen Schutz vor Beginn der Baumaßnahmen gefangen und umquartiert in einen speziell hergerichteten Bereich am alten Güterbahnhof.

„Und sie sind schon zurückgekehrt“, frohlockt Schackers. Er hat schon viele von den knallgrünen Männchen und den braunen Weibchen hier in der Sonne sitzen sehen, wo sie im warmen Sand ihre Eier vergraben können. An der Steilwand und auf der Trockenmauer unterhalb des alten Bahnhofs hätten nicht nur die Wildbienen, sondern auch die Echsen ein wahres Eldorado.  „Ich freue mich schon auf den Frühling, wenn die hier auf ihren Balkonen die ersten Sonnenstrahlen genießen werden.“ Burkhard Beinlich zeigt Exemplare von Schwarznessel und aufrechtem Glaskraut. Solche seltene Archäophyten - bereits vor der Entdeckung Amerikas hier eingewandert -  gedeihen am Fuß der Bahnböschung.  Und als die drei Experten an einer neu entstandenen Böschung die Raupe eines Schwalbenschwanz-Schmetterlings entdecken, ist die Begeisterung groß. „Daran erkennt man, dass wir hier viel richtig gemacht haben“, strahlt Ralf Haffke.

Auch die Haselmäuse durften trotz LGS ihr angestammtes Revier behalten. Die hangeln sich nämlich Tarzan-gleich von Baum zu Baum. Extra für sie wurde darauf geachtet, dass an der Weserscholle die Bäume sich über den Wegen berühren und ein durchgängiger Gehölzkorridor blieb. Der kleine Nager soll dank dieser Bemühungen nach wie vor im erhaltenen Wald hinter dem Auengarten heimisch bleiben. Apropos Auengarten: „Ein Paradebeispiel, wie man Wildnis und Gestaltung zusammenbringen kann“, sagt Bernd Schackers. „Für mich der tollste Platz der gesamten LGS, eine echte Bereicherung“, pflichtet ihm Burkhard Beinlich bei. Sandsteine, die bei den Bauarbeiten am Weserufer zutage kamen, gezielt eingebautes Totholz am Rand – ein grünes Biotop, das auch nach der LGS ein wertvoller Lebensraum bleiben soll.

Ralf Haffke berichtet von Schnappschüssen mit allerlei Tierchen, die er schon in seinem Naturgartenforum im Weserbogen entdeckt hat – wie den grünen Teichfrosch, der die LGS-Besucher fasziniert. Und er erklärt, warum die spezielle Magereinsaat mitten im Archäologiepark so wertvoll ist: Der Weserbogen, früher in weiten Teilen Industriebrache und Ackerfläche, sei ein „Place to be“ für Insekten geworden. „Das hat immense Insektenmengen angezogen und in der Folge viele Vogelarten“, sagt Bernd Schackers. Die Mehlschwalben im Kletterturm am Spielplatz seien einige von vielen lebendigen Zeugen, wie sehr die Natur an vielen Stellen von der Landesgartenschau profitiert hat.

Foto: LGS Höxter/Manuela Puls

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