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Sonntag, 24. November 2024 Mediadaten
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Keine Scheu vor Werkzeugen: Die Ausbildungsbotschafterin im Metallhandwerk, Janine Zwetzig (21), arbeitet gern in der Werkstatt, entwirft, schmiedet, biegt und schweißt – zum Beispiel Gitter, Geländer oder Balkone

Kreis Höxter (red). Der Schulabschluss ist in der Tasche. Doch was ist nun? Wie geht es weiter? Duale Ausbildung oder doch ein Studium? Was viele nicht wissen: Das Handwerk hat viele berufliche Möglichkeiten zu bieten. Allein in Deutschland zählen mehr als 130 Berufe aus den Bereichen Bau, Ausbau, Metall, Elektro, Holz und Kunststoff zum Handwerk. Doch welcher Beruf passt tatsächlich zu den eigenen Interessen und Fähigkeiten? Direkte Einblicke in eine betriebliche Ausbildung vermitteln Ausbildungsbotschafterinnen und Ausbildungsbotschafter. Diese sind jung, in ihrem Beruf Auszubildende im zweiten oder dritten Lehrjahr, haben richtig „Bock“ in ihrem Job und berichten in Schulklassen über den Weg zum Wunschberuf und über ihren handwerklichen Alltag.

Erste Wahl Metallbau

Im Kreis Höxter ist eine von ihnen Janine Zwetzig. Die 21-Jährige lernt im dritten Lehrjahr als Metallbauerin, Fachrichtung Konstruktionstechnik, bei der Firma Knorrenschild GmbH & Co. KG Stahl-Metallbau in Bad Driburg-Neuenheerse. Dass sie nach der Schule ein Handwerk erlernt, stand nie in Frage. „Schon als kleines Kind war in damals in der Werkstatt meines Vaters und fand alles immer total spannend“, erinnert sich Janine Zwetzig.

Die Ausbildung im Metallbau war auch die erste Wahl, weil die 21-Jährige zudem ein ganz großes Ziel hat: Sie will künftig Industrietaucherin werden und alles das machen, was sie jetzt auch an Land macht – nur eben unter Wasser. Das heißt, als ausgebildete Handwerkerin baut, repariert, konstruiert, überprüft und wartet sie: Einsatzorte können Bohrinseln, Hafenanlagen, Brücken, Industrie- und Schleusenanlagen sein.

Jungen Menschen, die auf der Suche nach dem geeigneten Platz in einem Beruf sind, berichtet Janine Zwetzig gern von ihrem Weg. „Ich will einfach vermitteln, dass Handwerk Spaß macht, vielseitig und jeder Tag anders ist“, erklärt die Bad Driburgerin, die bereits erste Erfahrungen als Ausbildungsbotschafterin gemacht hat. „Und das Schöne ist, man kommt selbst schnell heraus aus seiner Komfortzone, weil man sich und seine Arbeit vor den jungen Menschen präsentieren muss.“ Genau das bringe einen selbst weiter, verschaffe mehr Selbstbewusstsein.

Schulung bei der Handwerkskammer

Vorbereitung ist alles, und die angehenden Ausbildungsbotschafterinnen und Ausbildungsbotschafter werden bei ihrem „Auftritt“ in den Schulen nicht alleingelassen. Um möglichst effektiv bei ihren Schuleinsätzen für das Handwerk Werbung zu machen, nehmen die Auszubildenden an einer digitalen Schulung der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld teil. Die Projektverantwortliche und regionale Koordinatorin der Handwerkskammer, Tuba Kantis, bereitet die Botschafter gezielt auf ihre Aufgabe vor. Sie gibt wertvolle Tipps und Ratschläge, wie die Auszubildenden ihr Wissen und ihre beruflichen Erfahrungen anschaulich und lebendig an die Schülerinnen und Schüler weitergeben können.

Derzeit sind rund 70 Ausbildungsbotschafterinnen und Ausbildungsbotschafter in Ostwestfalen-Lippe aus verschiedenen Gewerken für das Handwerk im Einsatz. „Es ist bemerkenswert, mit welcher Überzeugung und Leidenschaft sie von ihren Berufen berichten“, lobt Tuba Kanis und ergänzt: „Viele von ihnen sind regelrecht stolz darauf und fühlen sich geehrt, diese Aufgabe übernehmen zu dürfen.“

Räumt mit Vorurteilen auf

Janine Zwetzig hat bislang nur gute Erfahrungen gemacht. „Gerade, weil ich eine junge Frau bin, die im Handwerk in einem sogenannten Männerberuf arbeitet, habe ich das Gefühl, dass die Schülerinnen und Schüler offener und interessierter sind“, meint die 21-Jährige. Denn nach wie vor herrsche viel Unwissenheit und Vorurteile, was handwerkliche Berufe angehe. „Ich höre dann: Das ist doch zu anstrengend, man macht sich schmutzig, verdient zu wenig Geld und ruiniert seine Gesundheit“, erzählt die Bad Driburgerin, die sofort mit diesen Klischees aufräumt und den jungen Leuten berichtet, wie erfüllend und sinnstiftend die Aufgaben in einem Handwerk seien. Janine Zwetzig hat sich zur Aufgabe gemacht, Unklarheiten auszuräumen, Unsicherheiten abzubauen und die Jugendlichen mit Tipps rund um die Ausbildungsmöglichkeiten im Handwerk zu unterstützen.

Chancen für Arbeitgeber

Für die Arbeitgeber aus dem Handwerk bedeutet diese Art des Nachwuchsmarketings, sich als engagierter Ausbildungsbetrieb zu positionieren. „Durch die Ausbildungsbotschafterin können wir Interesse bei den Schülerinnen und Schülern für eine Ausbildung in unserem Betrieb wecken“, so Martin Knorrenschild, Geschäftsführer von Metallbau Knorrenschild GmbH & Co KG. Ziel sei es ja, frühzeitig Kontakte zu potenziellen Nachwuchskräften an Schulen in der Region, beispielsweise beim Kooperationspartner, der Gesamtschule Bad Driburg, zu knüpfen.

Erste Praktika 

Zwar habe es nach den Schul-Aktionen noch kein neuer Auszubildender zum Unternehmen, aber Praktikanten haben schon erste Eindrücke im Unternehmen gesammelt. „Für uns ist es vor allem wichtig, in den Schulen im Gespräch zu bleiben und so eine Chance zur authentischen Werbung für unsere Berufe zu erhalten“, betont Martin Knorrenschild. Außerdem sorge der Einsatz der Ausbildungsbotschafterin für Motivation und Selbstvertrauen. „Das bringt die jungen Auszubildenden persönlich in ihre Entwicklung immens weiter. Janine Zwetzig freut sich jedenfalls auf ihren nächsten Schuleinsatz am 6. Juni am Brakeler Berufskolleg. Dann hat die 21-Jährige wieder die Möglichkeit, Wissen weiterzugeben und junge Menschen für den eigenen Beruf im Handwerk zu begeistern.

Steckbrief Ausbildungsbotschafter/-in:

Junge Auszubildende aus verschiedenen Handwerksberufen werden als Botschafterin oder Botschafter der Handwerkskammer OWL zu Bielefeld aus in den Schulen, meist in den 9. und 10. Klassen, eingesetzt. Darüber hinaus haben die Betriebe die Möglichkeit, ihre geschulten Auszubildenden auch auf Messen, Jobbörsen oder Ausstellungen einzusetzen. Ziel ist immer, die Vielfalt der Ausbildungsberufe im Handwerk präsent zu machen. Die jungen Botschafterinnen und Botschafter können mit Jugendlichen „auf Augenhöhe“ kommunizieren und diese so besser auf die beruflichen Entwicklungs- und Karrieremöglichkeiten im Handwerk informieren. Dieses Projekt gehört zum landesweiten Übergangssystem Schule-Beruf unter dem Motto „Kein Abschluss ohne Anschluss“ und wird von der Landesregierung NRW und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. „Generell ist die Teilnahme am Projekt eine einfache und unkomplizierte Art des Azubi-Marketings“, betont die Koordinatorin Tuba Kantis.

Interessierte Betriebe aus der Region können über den auf der HWK-Website hinterlegten Anmeldebogen ihre Auszubildenden anmelden. www.handwerk-owl.de/ausbildungsbotschafterinnen-nrw.

Weitere Informationen erteilt die Kreishandwerkerschaft Höxter-Warburg, Industriestraße 34, 33034 Brakel, Tel. 05272/3700-0 und unter www.kh-hx.de

Fotos: Kreishandwerkerschaft Höxter-Warburg/M.Schäfer

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