Kreis Höxter (red). Die neue Potenzialstudie Windenergie NRW, herausgegeben vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV), sieht beim Ausbau der Windenergie noch viel Luft nach oben. „Die Zukunftsszenarien der Studie sehen vor, dass die meisten zusätzlichen Windenergieanlagen im Kreis Höxter gebaut werden könnten“, erklärt Landrat Michael Stickeln. „Das sehe ich mit großer Besorgnis, denn damit wäre unser Heimatkreis beim Ausbau bis 2030 am stärksten belastet.“
Durch das Ergebnis der Studie sieht sich der Landrat zugleich in seiner Forderung bestätigt, dass es für die Belastungen des ländlichen Raums durch die Energiewende einen fairen Ausgleich und darüber hinaus auch rote Linien geben müsse. Schon jetzt liege der Anteil erneuerbarer Energien im Kreis Höxter bei 97 Prozent des Gesamtstrom-verbrauchs und übertreffe schon bald die 100-Prozent-Marke. „Damit liegen wir bereits jetzt deutlich vor den Zielen, die Bund und Land in Bezug auf die Energiewende bis 2030 vorgegeben haben. So sollen beispielweise laut Ampel-Koalitionsvertrag Erneuerbare Energien bis dahin insgesamt 80 Prozent des Stromverbrauchs in Deutschland decken“, erklärt Stickeln.
Derzeit sind im Kreis Höxter 167 Windenergieanlagen mit einer durchschnittlichen Höhe von rund 118 Metern und einer durchschnittlichen Leistung von 1,38 Megawatt in Betrieb. Weitere 16 Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 66 Megawatt sind bereits genehmigt und teilweise schon im Bau. Sie haben eine durchschnittliche Höhe von 224 Metern und erbringen eine durchschnittliche Leistung von 4,13 Megawatt. Damit würde die Gesamtleistung von derzeit 231 Megawatt auf künftig potenziell 297 Megawatt ansteigen.
Die vom LANUV erstellte Potenzialstudie entwirft zwei Zukunftsszenarien für NRW:
Im „Restriktionsszenario“ werden ausschließlich sogenannte Potenzialflächen berücksichtigt, die laut LANUV schon heute grundsätzlich für die Windenergienutzung geeignet sind. Dieses Szenario hält den Bau von weiteren 102 Windenergieanlagen im Kreis Höxter bis 2030 für möglich.
Das „Leitszenario Energieversorgungstrategie“ bezieht darüber hinaus auch sogenannte Einzelfallprüfungsflächen mit ein, deren Eignung laut LANUV aus landesweiter Perspektive nicht abschließend habe geprüft werden können.
„Dieses Szenario bezieht auch Waldflächen mit ein, die derzeit planerisch nicht generell für Windenergieanlagen nutzbar sind. Hierbei handelt es sich zum Beispiel um Kalamitätsflächen“, erklärt Stickeln. Zudem müssten darüber hinaus die planerischen Rahmenbedingungen geändert werden. Nach dem „Leitszenario Energieversorgungstrategie“ verfüge der Kreis Höxter laut LANUV über ein Ausbaupotenzial von weiteren 375 Windenergieanlagen, die in den kommenden acht Jahren neu gebaut werden könnten. Damit würde der Kreis Höxter einen Anteil von rund 12,5 Prozent zur Energieversorgung aus Windenergieanlagen im ganzen Land beisteuern.
„Die Ausbauziele für den Kreis Höxter sind in beiden Szenarien Spitzenwerte in ganz NRW“, begründet Stickeln seine große Sorge über erhebliche Eingriffe in Natur und Landschaftsbild. Bei der notwendigen Sicherung der Energieversorgung stehen wir vor großen Herausforderungen, die zum weit überwiegenden Teil vom ländlichen Raum gestemmt werden müssen. Darüber hinaus erfüllten ländliche Kreise ja auch weitere wichtige Funktionen als „Kornkammer“, Rohstofflieferant und Erholungsraum. „Das Land muss deshalb auch Grenzen der Belastungsfähigkeit anerkennen und für einen fairen Ausgleich bei der Gemeindefinanzierung sorgen“, fordert Landrat Michael Stickeln.
Foto: Kreis Höxter