Kreis Höxter (red). Wie können Kinder vor sexualisierter Gewalt geschützt werden? Diese Fragestellung stand im Mittelpunkt der 5. Netzwerkkonferenz „Frühe Hilfen“, an der mehr als 120 Fachkräfte, die mit Kindern und ihren Familien arbeiten, teilnahmen. Sie waren einer Einladung der Netzwerkkoordinatorin Frühe Hilfen und Kinderschutz des Kreises Höxter, Silke Merkel, gefolgt.

Dem seit 2012 bestehenden Netzwerk gehören alle Berufsgruppen an, die Kinder in den ersten drei Lebensjahren begleiten, darunter Hebammen, Erzieherinnen und Erzieher, Tagespflegekräfte, die Ärzteschaft, therapeutische Fachkräfte und Beratungsstellen. „Damit haben wir ein starkes Netz für den vorbeugenden Kinderschutz geknüpft“, sagte Merkel.

„Mit dieser Fachkonferenz zur Prävention von sexuellem Kindesmissbrauch wollen wir dazu beitragen, die Handlungssicherheit in den Einrichtungen und an den Schnittstellen zu stärken“, sagte Kreisdirektor Klaus Schumacher in seinem Grußwort. Mit Werner Meyer-Deters, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft zur Prävention und Intervention bei Kindesmisshandlung und -vernachlässigung, habe man einen kompetenten Referenten zu dieser sensiblen Thematik gewonnen. In seinem Fachvortrag zum Thema „Kinder vor sexuellem Missbrauch schützen“ machte der Experte deutlich, wie wichtig institutionelle Schutzkonzepte sind. Der vorbeugende Kinderschutz, der sehr früh ansetzen müsse, um sexualisierte Gewalt an Kinder zu verhindern, sei für alle Fachkräfte, die mit Kindern und ihren Familien arbeiten, eine wichtige Aufgabe.

Meyer-Deters betonte: „Es gibt keine eindeutigen Symptome, die auf sexualisierte Gewalt hinweisen.“ Zwar würden sich alle, die Umgang mit Kindern haben, klare Signale wünschen, doch würden gerade Kinder, die Opfer von sexualisierter Gewalt geworden sind, vermeiden, dass andere davon erfahren. „Scham, Schuldgefühle, Einsamkeit, Sprachlosigkeit, Zerstörung der inneren Sicherheit und des Vertrauens in andere Menschen - das sind die oft lebenslangen Folgen von sexuellem Missbrauch für die betroffenen Kinder“, sagte Meyer-Detmers. Die Angst, keinen Glauben zu finden, sei groß. Zudem sind die Folgen, sich zu offenbaren, für Kinder nicht abschätzbar. Dies sei auch der Grund für die hohe Dunkelziffer. Das Ausmaß der seelischen und körperlichen Gewalt gegen Kinder sei groß. Von sexuellem Missbrauch seien in Deutschland rund eine Million Kinder und Jugendliche betroffen. „Jedes Jahr sind es etwa 200.000 Kinder und Jugendliche“, nannte er die von Experten geschätzte Dunkelziffer dieser Straftaten.

Gerade deshalb sei eine professionelle Herangehensweise wichtig, um Kinder zu schützen und Kindern zu helfen. „Kinder brauchen die Unterstützung von Erwachsenen. Sie können sich nicht selbst helfen“, lautete die Botschaft. Ausführlich ging der Referent in seinem Fachvortrag auf die Bausteine eines institutionellen Schutzkonzeptes ein, über das jede Einrichtung die mit Kindern und Familien arbeite, verfügen müsse. In vier angeleiteten Workshops setzten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Netzwerkkonferenz „Frühe Hilfen“ mit verschiedenen Aspekten einer wirksamen Prävention auseinander.

„Die Netzwerkarbeit im vorbeugenden Kinderschutz ist gerade bei diesem sensiblen Thema von großer Bedeutung“, sagte abschließend die Netzwerkkoordinatorin Silke Merkel und warb für eine Kultur der Achtsamkeit und der Kommunikation. „Kinderschutz geht nur gemeinsam“, sagte sie. Für die Weiterqualifizierung, den Austausch und die Vernetzung habe sich die Netzwerkkonferenz „Frühe Hilfen“ als gutes Forum etabliert. Die Reihe der Konferenzen und Fachtage werde fortgesetzt.

Wer Fragen zur Netzwerkarbeit im Kreis Höxter hat, kann sich an Netzwerkkoordinatorin Silke Merkel wenden unter der Telefonnummer: 05271-9653326.

Foto: Kreis Höxter