Paderborn/Kreis Höxter (red). Zwei besondere Schwerpunkte in der Arbeit der Diakonie Paderborn-Höxter e.V. standen im Mittelpunkt der diesjährigen Mitgliederversammlung: Flucht und Migration sowie Armut. „Die zunehmende Armut zeigt sich unter anderem in den steigenden Anfragen an die Schulmaterialienkammern der Diakonie und in der wachsenden Zahl von Wohnungslosen in der Bahnhofsmission“, erläuterte Diakonie-Vorstand Jutta Vormberg. Die Schulmaterialienkammern seien ein wesentlicher Baustein in der Arbeit der Diakonie, um die Verhältnisse zu ändern. Gemeinsam mit weiteren Wohlfahrtsverbänden plane die Diakonie für September 2020 in Paderborn einen Fachtag zum Thema Kinderarmut. Auch das Engagement, um die Öffentlichkeit für das Thema „bezahlbarer Wohnraum“ zu sensibilisieren, werde fortgesetzt, so Vormberg.

„In den Kreisen Paderborn und Höxter haben wir die besondere Situation, dass es zwei zentrale Unterbringungseinrichtungen des Landes für Flüchtlinge (ZUE) in Bad Driburg und Borgentreich sowie die Abschiebehaftanstalt in Büren gibt“, sagte Vormberg. Durch den Asylstufenplan des Landes habe sich die Arbeit in den Landesunterkünften verändert; die Menschen blieben jetzt erheblich länger dort, unter bestimmten Bedingungen kann der Aufenthalt sogar auf bis zu 24 Monate festgelegt werden. Vor diesem Hintergrund hob Vormberg die Bedeutung des Modellprojektes der Diakonie „Psychosoziale Erstberatung für Flüchtlinge“ in der ZUE Borgentreich hervor, das als Pilotprojekt vom Land NRW fortgeführt wird.

Unter dem Titel „Was Menschen in die Flucht treibt“ zeigte der freie Journalist und Buchautor Reinhard Brockmann (Bad Lippspringe) eine andere Perspektive zum Thema Flucht und Migration auf. Brockmann, der sich schwerpunktmäßig mit Entwicklungspolitik beschäftigt, hat zahlreiche Flüchtlingslager in Afrika besucht und vor Ort mit vielen Menschen über Fluchtursachen gesprochen. 99 Prozent der Flüchtlinge in Afrika würden in ihren Herkunftsländern bleiben bzw. in Nachbarländer fliehen. Nur wenige hätten das Geld für eine Flucht nach Europa, erklärte Brockmann. Um Fluchtursachen zu bekämpfen, brauche es vor allem wirtschaftliche Entwicklung ist der Journalist überzeugt: „Jede Hütte mit Stromanschluss ist eine Fluchtursache weniger.“ Außerdem forderte er Fairness im Umgang miteinander und kritisierte, dass zum Beispiel die subventionierte Landwirtschaft der Europäischen Union Entwicklung in Afrika verhindere. 

Weiterentwickeln möchte die Diakonie, so Vorstand Jutta Vormberg, ihre Angebote für ältere Menschen. Dazu gehören bereits die beiden Pflegewohngemeinschaften für demenziell Erkrankte von Diakovita (gemeinsam mit Diakonie Gütersloh und St. Johannisstift) und als jüngstes Projekt Sozialraumberatung in Paderborn und Hövelhof. Diese wird von der Diakonie im Rahmen des Trägerverbundes (KoAP) zwischen dem Kreis Paderborn und den Wohlfahrtsverbänden angeboten. Das Angebot möchte Menschen erreichen, die noch nicht pflegebedürftig sind, aber Hilfe benötigen.

Einstimmig wählte die Mitgliederversammlung Nelo Thies (Borchen) für eine weitere vierjährige Amtszeit in den Verwaltungsrat der Diakonie.

Die Diakonie Paderborn-Höxter e.V. ist der regionale Wohlfahrtsverband der evangelischen Kirche in den Kreisen Höxter und Paderborn. Mitglieder des Diakonie-Vereins sind der Evangelische Kirchenkreis Paderborn und seine Kirchengemeinden sowie weitere diakonische Träger und Einrichtungen im Gebiet des Kirchenkreises.

Foto: DPH/Oliver Claes