Kreis Höxter (red). Obstwiesen zählen nicht nur zu den prägenden Elementen unserer Kulturlandschaft, sie gelten auch als einer der artenreichsten Lebensräume überhaupt. Von der Biene bis zum Steinkauz finden dort mehr als 5000 Tier- und Pflanzenarten ideale Lebensbedingungen. Früher säumten Obstbäume Straßen und Dörfer, doch heute sind sie mehr und mehr in Gefahr. Auch ist die Nutzung des heimischen und gesunden Obstes in Vergessenheit geraten.

Um den Verlust der Obstbäume entgegenzuwirken und damit auch die Möglichkeiten der vielfältigen Obstsorten aufzuzeigen, werden im Kreis Höxter ehrenamtliche Obstwiesenberater ausgebildet. Dieses von der LEADER-Region geförderte Projekt unter der Trägerschaft von der Arbeitsgemeinschaft für berufliche Weiterbildung im Kreis Höxter, fundus e.V., soll künftig die erfolgreiche Aufwertung der Streuobstwiesen gewährleisten und auf diese Weise einen wichtigen Beitrag für die Kulturlandschaft im Kreis Höxter leisten. Wer Interesse hat, sich von Oktober 2019 bis April 2020 an fünf Wochenenden als Obstwiesenberater ausbilden lassen, kann sich gerne beim Veranstaltungsmanagement am Hammerhof anmelden.

Praxisorientierte Ausbildung

Der intensive Lehrgang findet von Herbst bis Frühjahr im Waldinformationszentrum Hammerhof in Scherfede statt. Der nächste Lehrgang beginnt im September 2019. Bis zu 20 Teilnehmer aus verschiedenen Kommunen des Kreises erfahren während der praxisorientierten Ausbildung alles, was zur Pflege und zum Erhalt einer Streuobstwiese wichtig ist.

„Die Themen in den Seminaren sind facettenreich“, hat Teilnehmerin Marie-Luise Eickmeier- Ehrlich aus Hohenwepel die Erfahrung gemacht. Die breitgefächerten Inhalte reichten von der Ökologie der Obstwiesen, vom Wissen der alten Apfelsorten bis hin zum Erhalt, der Pflege über Veredelungstechniken und der Neupflanzung bis hin zu verschiedenen Vermarktungsinitiativen, so Marie-Luise Eickmeier-Ehrlich, die selbst wie viele andere Seminarteilnehmer eine „Vorgeschichte“ hat.

Artenvielfalt in der Region

Denn die leidenschaftliche Imkerin und Kulturlandführerin engagiert sich seit vielen Jahren für naturkundliche Themen, bietet verschiedene Veranstaltungen und Wanderungen in der Warburger Gegend an. Außerdem betreut sie bereits in ihrem direkten Umfeld selbst eine Vielzahl an Obstbäumen. „Ich finde das Thema sehr wichtig, um die Sortenvielfalt in der Region nachhaltig zu sichern und auch um auch die jüngere Generation für den Erhalt der Obstbäume in unserer Landschaft zu sensibilisieren.“

Für Marie-Luise Eickmeier-Ehrlich und den anderen Seminarteilnehmern steht im Mittelpunkt, dass die Streuobstwiesen durch die künftigen Obstwiesenberater direkt vor Ort in das Bewusstsein der Menschen gebracht werden. „Um die Pflege der Obstbäume zu verbessern und ihren weiteren Schutz zu gewährleisten, sind ehrenamtliche Ansprechpartner in den Kommunen eine erfolgsversprechende Möglichkeit“, ist die Kulturlandführerin überzeugt.

Thema in Kommunen verorten

Je nach Interesse und Talent können sich die angehenden Obstwiesenberater nach den Lehrgängen für verschiedene Bereiche engagieren. Manche entscheiden sich beispielsweise, das vielfältige Naturthema in Kindergärten, Schulen, Volkshochschulen und Heimatvereinen der Region hineinzutragen. Andere wiederum kümmern sich gemeinsam mit Helfern direkt vor Ort um die grünen Schätze in der Natur oder vermitteln Wissen über alte Obstsorten in Dörfern und Städten.

Tipps für nachhaltige Schutzmaßnahmen

Die geschulten Ehrenamtlichen können sich durch ihre neuerworbenen Kenntnisse ebenfalls Marketingstrategien überlegen, um damit Streuobstwiesen stärker in den Fokus zu rücken, seien es Veranstaltungen wie Apfelfeste, Saftpressen, Obstwanderungen, Aktionen mit Kindern oder Kreativ- und Kochkurse. „Denn für junge Familien ist es ja auch interessant, was man mit dem Obst anfangen und wie man es für eine gesunde Ernährung nutzen kann“, berichtet Marie-Luise Eickmeier-Ehrlich von vielen Gesprächen mit interessierten Bürgern. Großes Ziel des LEADER-Projektes ist es, durch die intensive Ausbildung ein kreisweites Netzwerk zu schaffen, das dazu beiträgt, je nach Standortbedingungen gemeinsam sinnvolle und vor allem nachhaltige Pflegemaßnahmen zugunsten der Obstwiesen in der Region zu ergreifen.

Teilnahmebedingungen für den Lehrgang unter „Projekte“ auf: www.leader-in-hx.eu. Anmeldungen nimmt das Waldinformationszentrum Hammerhof, Walme 50, in 34414 Warburg-Scherfede, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! entgegen. Im Netz: www.wald-und- holz.nrw.de/wald-erleben/infozentren/wiz-hammerhof-wisentgehege-hardehausen.de.

Foto: Sasse