Kreis Höxter (red). „Der öffentliche Busverkehr hat bei vielen Menschen im Kreis Höxter ein sehr negatives Image. Jetzt platzen die Kosten aus allen Nähten. Die städtischen Finanzen werden dadurch massiv belastet. Und die Organisationsstrukturen sind kaum durchschaubar.“ Mit diesen wenigen Sätzen beschreibt Nadine Nolte die Misere des Öffentlichen Personennahverkehrs im Kreis Höxter. Die sozialdemokratische Kommunalpolitikerin aus Bad Driburg hat jetzt das Gespräch der SPD-Fraktionsvorsitzenden aus den Städten und des Kreistages koordiniert. Gemeinsam mit Patrick Engelbracht (Warburg) und Frank Oppermann (Kreistag) fasst sie die Eckpunkte dieses interkommunalen Treffens zusammen.

„Jetzt könnten wir in das Wettrennen um Leistungskürzungen gehen. Für die Menschen hilfreich und für die Städte und Dörfer zukunftsfähig ist das aber sicher nicht. Stattdessen sollten wir Ziele formulieren: Wie sieht der öffentliche Nahverkehr aus, der für die nächsten 20 bis 30 Jahre die Wohnqualität im Kreis Höxter garantiert?“, so Warburgs SPD-Fraktionsvorsitzender. Dieses Ziel sollte nicht in den Bürgermeisterstuben und Sitzungssälen formuliert werden. Engelbracht weiter: „Wir brauchen die Er-Fahrung der Menschen in den Orten. Wir brauchen dazu Fach- und Moderationsexpertise; wir brauchen offene, öffentliche, teilhabende und ehrliche Diskussion.“

Frank Oppermann hinterfragt die bisherigen Strukturen: „Der Nahverkehrsverbund Paderborn-Höxter – kurz: der nph - hat über Jahrzehnte das Problem nicht in den Griff bekommen. Dabei ist Vertrauen verloren gegangen. Die Stadt Paderborn setzt auf den städtischen Padersprinter und betrachtet den nph eigentlich als Konkurrenz im eigenen Haus. Unser Ziel muss deshalb eine bessere, effektive Organisation, die den Menschen dient.“ Die finanzielle Empfehlung der SPD-Kreistagsfraktion: Die Kosten werden über den Schlüssel der allgemeinen Kreisumlage auf die Städte verteilt. Das ist transparent und durchschaubar.

Nadine Nolte nennt die „Wegmarken neuer Mobilität im Kreis Höxter“:

1. Die Ziele des ÖPNV im Kreis Höxter müssen öffentlich diskutiert werden. Mit professioneller und unabhängiger Moderation! Dabei muss Basiserfahrung und Fachexpertise nachvollziehbar verbunden werden.

2. Schulen, Berufstätige, Firmen, Busunternehmen, Gesundheits- und Sozialeinrichtungen werden am Prozess der Zieldefinition beteiligt. Umwelt- und Klimaziele werden berücksichtigt.

3. Der öffentliche Nahverkehr im Kreis Höxter muss neu organisiert werden: Nebenlinien überprüfen! Hauptlinien ermitteln und stärken! Nachweislich geeignete Elemente aus bewährten Nahverkehrslösungen anderer Regionen für den Kreis Höxter modifiziert übernehmen (Beispiele: Rufsysteme, einfache Tarife)!

4. Bus- und Bahnverkehrszeiten müssen aufeinander abgestimmt sein. Auf Störungen muss vernetzt und flexibel reagiert werden – ständig und transparent.

5. Öffentliche Mobilität gehört zur Daseinsvorsorge. Das Land Nordrhein-Westfalen wird deshalb aufgefordert, den öffentlichen Nahverkehr in ländlichen Regionen wie dem Kreis Höxter fortwährend eine ausreichende finanzielle Basis zu garantieren.

Patrick Engelbracht abschließend: „Die Lebensvorstellungen der Menschen ändern sich in raschem Tempo. Sicherheit und Verlässlichkeit sind wichtige Faktoren für Wohnorte. Wir brauchen dafür einen Nahverkehr, der nicht statisch Verbindungen verwaltet, sondern sich stets wandelnde Lebensinteressen und Bedürfnisse berücksichtigt. Im Moment ist der Busverkehr im Kreis Höxter klar neben der Spur. Die Neuausrichtung geht alle an. Die Diskussion darüber gehört in die Ortschaften, auf die Straße und auf die Marktplätze. So bekommen wir einen Nahverkehr, mit dem sich die Menschen identifizieren können, den sie nutzen, der sie weiterbringt.“

Foto: SPD