Kreis Höxter (red). „Der beste Zeitpunkt, einen Baum zu pflanzen, war vor 20 Jahren. Der zweitbeste Zeitpunkt ist jetzt.“ Mit diesem afrikanischen Zitat fasste Josef Schlüter, Sprecher der GRÜNEN im Kreis Höxter und Landwirt, die Erkenntnisse aus der Veranstaltung zur Bedeutung der Bäume für die Landwirtschaft zusammen.

Die deutschlandweit bekannte Journalistin und Buchautorin Tanja Busse hatte zusammen mit dem Landwirtschaftlichen Kreisverband und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN in Nieheim und im Kreis Höxter in ihr Heimatdorf Eversen eingeladen. „Dass wir diesen Vortrags- und Diskussionsabend gemeinsam durchführen, ist ein Signal“, machte Tanja Busse deutlich. „Die Zukunft der Landwirtschaft ist für uns alle ein wichtiges Anliegen. Wir wollen im Dialog daran arbeiten, dass Landwirtschaft verträglich und auskömmlich und zukunftsfähig zugleich wird.“ Diese Veranstaltung solle einen fachlichen Beitrag dazu leisten, betonte Antonius Tillmann, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes. „Ich wünsche mir generell mehr Tiefgründigkeit und Fairness in den politischen und gesellschaftlichen Auseinandersetzungen. Wir wollen das hier und heute selbst so halten“, sagte er einführend.

Die gezielte Verwendung von Bäumen in der Landwirtschaft habe nicht nur ökologische, sondern auch ökonomische Vorteile. Bäume werden für die Klimawandelanpassung der Landwirtschaft eine immer größere Bedeutung erlangen. Das machte Nicolas Haack vom Unternehmen Triebwerk aus Witzenhausen deutlich. „Gehölze auf Weiden oder Feldern sind Lebensraum. Zudem helfen sie den Boden vor Erosion zu schützen, schaffen ein ausgeglicheneres Kleinklima und sorgen für die Verfügbarkeit von Nährstoffen. Die Bäume können weiteren Stickstoff aus dem Boden holen und so verhindern, dass er ins Grundwasser gelangt“, zählte Nicolas Haack auf. Obst, Nüsse und Pilze sowie Wertholz und Energieholz sind Beispiele, wie die zusätzliche Nutzung der Gehölze die Einkommenssituation der landwirtschaftlichen Betriebe verbessern und verbreitern helfe. „In der Summe ist die Produktivität agroforstlich genutzter Flächen höher, als bei der Trennung von Bäumen und landwirtschaftlichen Flächen.“ Schweine könnten unter Pappeln gehalten werden, Hühner seien von Natur aus Waldrandbewohner. Auch viehlose Betriebe könnten von dem System profitieren. Beispielsweise ließen sich Reihen von Walnussbäumen in einem Getreidefeld unterbringen, stellte der Fachmann vor. Er machte zugleich deutlich, dass ein hoher Technisierungsgrad die wirtschaftliche Umsetzung gewährleisten könne.

Vanessa Kowarsch von der Biologischen Station Lippe stellte ihre umweltpädagogische Arbeit im Projekt „Lebendige Landschaft Streuobstwiese“ vor. Anhand ihres grünen Klassenzimmers unter Obstbäumen bringt sie allen Altersgruppen die Natur, ihren Wert und ihre Nutzbarkeit nahe. „Gerade für Kinder ist es elementar, dass sie die Natur erleben können. Das prägt ihr ganzes Leben“, machte sie den Wert der Naturerfahrung und Umwelterziehung deutlich. Erwachsenen bringt sie den Obstbaumschnitt bei. Zudem sensibilisiert sie für den Erhalt alter Obstsorten.

Abschließend verwies Tanja Busse auf viele mutmachende und beispielgebende Aktionen und Initiativen im Kreis Höxter, wie etwa die Qualifizierung ehrenamtlicher Obstwiesenberater oder die Heimatschorle aus einheimischen Äpfeln. Sie selbst lässt sich derzeit beraten, um familieneigene landwirtschaftlich genutzte Flächen mit Gehölzen anzureichern. „Der bis heute fortschreitende Verlust der Arten in den vergangenen rund einhundertfünfzig Jahren ist so dramatisch, dass wir dringend auf allen Ebenen das uns Mögliche für eine Umkehr tun müssen. Heute konnten wir vor einem erfreulich großen Publikum einiges darüber vermitteln“, lautete ihr positives Fazit. 

Foto: Ludger Roters, GRÜNE