Kreis Höxter (red). Depressive Erkrankungen können jeden treffen, aber die meisten denken bei dem Thema kaum an ältere oder hochbetagte Menschen. Laut Studien sind 17 Prozent der älteren Menschen über 75 Jahren von depressiven Symptomen betroffen; unter Bewohnerinnen und Bewohnern von Pflegeheimen sind es bis zu 50 Prozent. Die Krankheit ist gut behandelbar, wenn sie erkannt wird. Mit einem neuen Online-Angebot will die AOK die Aufmerksamkeit für das Thema ‚Depressionen im Alter‘ erhöhen. „Mit unserem neuen Angebot im ‚Familiencoach Depression‘ wollen wir Familienangehörige und Freunde von älteren Menschen im Kreis Höxter für Anzeichen einer Altersdepression sensibilisieren, sie über Behandlungsmöglichkeiten informieren und bei der gemeinsamen Bewältigung der Erkrankung durch hilfreiche Tipps unterstützen“, sagt AOK-Serviceregionsleiter Matthias Wehmhöner, „das Angebot ist für alle Interessierten im Kreis Höxter frei verfügbar.“
Gerade bei Depressionen im Alter ist es oft so, dass die Betroffenen von sich aus keine professionelle Hilfe suchen würden. Daher sind das Einbeziehen und die Information der Angehörigen besonders wichtig. Das neue Modul ‚Depression im Alter‘ wurde von Prof. Elisabeth Schramm vom Universitätsklinikum Freiburg in Zusammenarbeit mit Prof. Michael Hüll, Chefarzt der Klinik für Alterspsychiatrie und Psychotherapie in Emmendingen, entwickelt. Im Kern geht es darum, sich auch im höheren Alter immer wieder an Veränderungen anzupassen – seien es körperliche Einschränkungen, der Eintritt in den Ruhestand, der Wegfall wichtiger Aufgaben oder der Abschied von langjährigen Weggefährten. Depressive Störungen im Alter können schwerwiegende Folgen haben: „Sie gehen mit einem Verlust an Lebensqualität, kognitiven Beeinträchtigungen und einer erhöhten Suizidgefahr einher – und sie wirken sich oft auch ungünstig auf den Verlauf bestehender körperlicher Erkrankungen aus“, so Wehmhöner. Zudem würden die Symptome einer Depression im Alter manchmal auch mit einer beginnenden Demenz verwechselt. Wenig bekannt ist auch, dass die Suizidrate bei älteren Menschen mit Abstand am höchsten ist.
Ein wichtiger Aspekt des neuen Angebots ist, die Belastungen von Angehörigen zu senken. Im wissenschaftlich fundierten Programm wird gezeigt, wie es gelingt, die Beziehung zum depressiv erkrankten Angehörigen wieder zu stärken, mit Krisensituationen umzugehen, den Erkrankten zu unterstützen und sich selbst in dieser schwierigen Situation nicht zu überfordern. Der ‚Familiencoach Depression‘ orientiert sich bei der Wissensvermittlung unter anderem an den Inhalten von Psychoedukations-Kursen, die die Belastung der Angehörigen nachweislich senken können.
Das neue Online-Angebot ist eines von insgesamt fünf Modulen im ‚Familiencoach Depression‘, den die AOK bereits 2018 gestartet hat. Das Programm wird seitdem jeden Monat von tausenden Menschen genutzt. „Die hohen Nutzerzahlen zeigen, dass es einen großen Bedarf an solchen Selbsthilfe-Angeboten gibt", betont Wehmhöner. Die Rückmeldungen der Anwenderinnen und Anwender hätten gezeigt, dass das Thema Depression im Alter viele Angehörige besonders bewegt. Das habe den Anstoß zur Entwicklung dieses zusätzlichen Angebotes gegeben.
Der ‚Familiencoach Depression‘ ist für jeden Interessierten kostenfrei und anonym unter aok.de/nw in der Rubrik ‚Medizin & Versorgung‘ unter ‚Krankheiten und Behandlung‘ nutzbar. AOK-Versicherte können zusätzlich an regelmäßig stattfindenden Videochats teilnehmen, in denen Prof. Elisabeth Schramm Fragen der Nutzerinnen und Nutzer beantwortet.
Foto: AOK/hfr