Kreis Höxter (TKu). Die Anzahl der Verkehrsunfälle auf den Straßen und Verkehrswegen im Kreis Höxter ist im vergangenen Jahr deutlich gesunken – um 20%. Es wurden erheblich weniger Verletzte, Sachschäden und damit verbundene Kosten verzeichnet, als noch im Jahr 2019. Der Rückgang sei laut dem Leiter der Direktion Verkehr der Kreispolizeibehörde Höxter, Norbert Lammers, auf den Corona-bedingten Lockdown zurückzuführen. Mit Sorge betrachtet Landrat Michael Stickeln jedoch die steigende Tendenz bei den Unfällen mit schweren oder gar tödlichen Folgen. 2020 haben sich im Kreis Höxter sechs Verkehrsunfälle mit Todesfolge ereignet. Das sei ein Getöteter mehr als noch 2019. Landrat Stickeln sei zwar erfreut, dass ein Rückgang in der Unfallhäufigkeit zu verzeichnen ist, er bedauere aber die Unfälle mit tödlichem Ausgang. Jeder Verkehrstote sei ein Toter zu viel, betonte der Landrat. Die sechs Unfälle mit Todesfolge ereigneten sich nahezu über den Kreis verteilt. Ungewöhnlich sei jedoch die Tatsache, dass sich drei von insgesamt sechs tödlichen Verkehrsunfällen innerhalb von nur fünf Tagen (4. bis 8. Juni 2020) ereignet haben. Polizeihauptkommissar Norbert Lammers möchte seine „Mission Zero“ noch nicht aufgeben. „Mission Zero“ - damit meint Lammers null Verkehrstote innerhalb eines Jahres. Sowohl der Landrat, wie auch Polizeidirektor Christian Brenski und Polizeihauptkommissar Norbert Lammers appellieren nach wie vor an alle, sich im Straßenverkehr rücksichtsvoll und regelkonform zu verhalten: „Wir als Polizei sorgen für Ihre Sicherheit, durch gezielte Verkehrsüberwachung einerseits und zielgruppengerechte Präventionsmaßnahmen andererseits. Jeder einzelne kann ganz einfach seinen Beitrag zu mehr Verkehrssicherheit leisten. Passen Sie Ihre Geschwindigkeit an, lassen Sie sich am Steuer nicht durch Ihr Handy ablenken oder tragen Sie einen Helm, wenn Sie mit einem Fahrrad unterwegs sind“, sagt Polizeihauptkommissar Norbert Lammers. Auch wenn die Corona-Pandemie dazu geführt habe, dass weniger Unfälle passiert seien, so habe auch die Präventionsarbeit darunter gelitten. Die Verkehrsschulungen für Kinder und Jugendliche, die Crashkurse für Jugendliche und die Motorradtage mussten Corona-bedingt ausfallen, sagt Lammers.
Die Zahlen 2020: Die Gesamtanzahl der Verkehrsunfälle im Kreis Höxter sind im Vergleich zum Vorjahr um 916 (19,9%) gesunken und sie liegen damit deutlich unter dem 10-Jahres-Schnitt. Die Gesamtanzahl der Verunglückten reduzierte sich um 92 Personen (16,7%). Die Anzahl aller Unfälle ist auf den niedrigsten Wert der letzten zehn Jahre gefallen. Die Anzahl der Verunglückten ist laut aktueller Statistik ebenfalls auf dem niedrigsten Stand der vergangenen zehn Jahre. Grundsätzlich sei die Gefahr, im Kreis Höxter bei einem Verkehrsunfall verletzt zu werden, geringer als im Landesdurchschnitt NRW, berichtet Lammers. Die Wahrscheinlichkeit schwer verletzt zu werden, sei allerdings höher als im Landesdurchschnitt. Die Unfallfolgen „schwer verletzt“ erklärten sich teilweise durch das ausgedehnte Landstraßennetz im Kreis Höxter mit den kurvenreichen Strecken, auf denen grundsätzlich 100 km/h erlaubt ist. Unfälle bei höheren Ausgangsgeschwindigkeiten hätten laut Norbert Lammers eher schwere als leichte Folgen. Hauptunfallursachen seien immer noch nicht angepasste Geschwindigkeit, Ablenkung im Straßenverkehr oder Alkohol und Drogen am Steuer. Die erlaubte Höchstgeschwindigkeit werde außerdem nicht immer der Witterung und der Situation angepasst.
Bei den im Jahr 2020 insgesamt 3.695 polizeilich registrierten Verkehrsunfällen im Kreis Höxter entfernte sich der Verursacher in 676 Fällen (18,3 Prozent). Somit entfernte sich jeder fünfte Unfallverursacher vom Unfallort und machte somit nicht die erforderlichen Angaben zu seiner Unfallbeteiligung. „Lieber mal ein Bußgeld von 50 oder 100 Euro bezahlen, das ist besser, als nachher ein Strafverfahren angehängt zu bekommen, dessen Folgen deutlich höher ausfallen“, sagte Norbert Lammers in seinem Statement. Die Anzahl der Wildunfälle hat sich im Vergleich zum Vorjahr verringert. 29,8 Prozent der im Kreis Höxter registrierten Verkehrsunfälle sind Unfälle mit Wild. Lammers appellierte hier wieder an die Verkehrsteilnehmenden, mit angepasster Geschwindigkeit zu fahren und dem Wild nicht auszuweichen, wenn es sich auf der Straße befindet, dafür aber stark abbremsen! Im Rahmen der aktiven Verkehrsbeteiligung verunglückten elf Kinder mit dem Rad, sieben Kinder als Fußgänger und zwei Kinder auf sonstigen Fahrzeugen (wie Skateboard usw.) Im Rahmen der passiven Verkehrsbeteiligung verunglückten sieben Kinder als Mitfahrende in Personenkraftwagen, zwei Kinder als Mitfahrende in einem Wohnmobil und ein Kind mitfahrend auf einem Fahrrad. Die Entwicklung bei den Unfällen mit Kindern sei gut, die Zahl ist ebenfalls deutlich unter Vorjahresniveau gesunken. Bei den „jungen Erwachsenen“ wurden 35 Fahrer*innen schwer verletzt und drei getötet. Die Verunglückten-Häufigkeitszahl der jungen Fahrer ist im Land NRW von 848 (Vorjahr) auf 732 gesunken. Im Kreis Höxter sank die Verunglückten-Häufigkeitszahl ebenfalls von 1055 (Vorjahr) auf 831. Von den aktiv verunglückten „Jungen Erwachsenen“ waren 31 Männer und 22 Frauen. Die Verunglückten-Häufigkeitszahl der Senioren (über 65 Jahre) ist gegenüber dem Vorjahr im Land NRW gesunken (274 auf 240). Im Kreis Höxter ist der Wert ebenfalls gesunken (von 267 auf 251). Die Anzahl der Verkehrsunfälle mit verletzten Fußgänger*innen ist leicht gestiegen. Die Gesamtzahl der Verunglückten ist dagegen gesunken.
Bei den Radfahrenden ist die Anzahl der Unfälle von 100 (2019) auf 84 zurückgegangen. Allerdings seien die Pedelecfahrenden die Problemgruppe. Die Unfallzahl hat sich von 18 (2019) auf 38 (2020) erhöht. Lammers rät in dem Zusammenhang: Radfahrende und Pelecfahrende sollten als „schwache Verkehrsteilnehmende“ durch entsprechende Kleidung für eine gute Erkennbarkeit sorgen. Im Dunkeln sollten sie zusätzliche reflektierende Bekleidungsbestandteile für ihre Erkennbarkeit tragen. Das Tragen eines geeigneten Fahrradhelmes sollte mittlerweile auch selbstverständlich sein. Norbert Lammers erklärt abschließend: „Das vorrangige Ziel polizeilicher Verkehrsunfallprävention sei die Reduzierung von Straßenverkehrsunfällen und die Minderung ihrer Folgen. Sie wende sich dabei nach dem Prinzip des lebenslangen Lernens an alle Alters- und Zielgruppen, in erster Linie aber an besonders gefährdete Verkehrsteilnehmende wie Kinder, junge Fahrer und Senioren. Durch diese Zielgruppenarbeit soll das Bewusstsein für die eigene Verantwortung im Straßenverkehr geschärft, positive Verhaltensmuster identifiziert und rücksichtsvolles Verhalten gefördert werden. Norbert Lammers hofft, dass die Polizei nach der Corona-Pandemie wieder mit ihren Präsenzveranstaltungen zur Präventionsarbeit einsteigen kann.
Fotos: Thomas Kube